05.861.801 Von den experimentellen Schreibweisen der 1950er bis 1970er Jahre zum ‚postmodernen‘ Erzählen der 1980er/90er Jahre

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky

Veranstaltungsart: Vorlesung

Anzeige im Stundenplan: Th. VL InterText

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Inhalt:
Die Vorlesung (die als eine ‚Mischform‘ aus Vorlesung und Seminar gestaltet werden wird) setzt sich zum Ziel, grundlegenden Entwicklungslinien innerhalb des literarischen Felds in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dem hier zu Tage tretenden Wandel im Umgang mit der literarischen Modellierung von ‚Welt‘ und ‚Wirklichkeit‘ nachzugehen. Damit rücken zunächst experimentelle Schreibweisen der 1950er bis 1970er Jahre in den Vordergrund, in deren Rahmen traditionellen Erzählformen und dabei insbesondere dem ‚klassischen‘ realistischen Roman à la Balzac eine radikale Absage erteilt worden ist – so besonders prominent im französischen ‚nouveau‘ und ‚nouveau nouveau roman‘ (Alain Robbe-Grillet, Nathalie Sarraute, Claude Simon, Jean Ricardou, Philippe Sollers usw.) und in der italienischen ‚neoavanguardia‘ (‚gruppo 63‘), aber so z.B. auch im deutschsprachigen Raum (u.a. Peter Weiss, Peter Handke) oder in den USA (John Barth, Donald Barthelme, Thomas Pynchon usw.) –, und auf die sodann Erzähltexte der 1980er und 1990er Jahre reagiert haben. Letztere zeichnen sich durch eine auffällige ‚Rückkehr zum Erzählen‘ und damit einhergehend durch eine ironisch-spielerische Wiederaufnahme tradierter Erzählmuster aus; dies freilich ohne dabei die epistemologischen Zweifel und Infragestellungen traditioneller Erzählmuster außer Acht zu lassen, die im Fokus ihrer Vorgängertexte standen.

Zentrales Anliegen der Vorlesung ist es, die hiermit einhergehende Entwicklung innerhalb des literarischen Felds anhand konkreter Primärtexte nachzuzeichnen, zu kontextualisieren und gemeinsam zu diskutieren. Einbezogen werden dabei je zeitgenössische erzähl- und literaturtheoretische Debatten, in deren Rahmen die Frage nach dem ‚Wie‘ des Erzählens immer wieder vehement diskutiert und gerade auf dieser Grundlage ein spezifischer Umgang oder Bruch mit tradierten Erzählmustern (und deren ideologischen Implikationen) propagiert und vorangetrieben worden ist. Damit rücken zugleich wandelbare Auffassungen der Funktion und Funktionsfähigkeit von Literatur (und Sprache) wie auch sich wandelnde epistemologische, diskursive, mediale und anderweitige im weitesten Sinne gesellschaftliche Grundkonstellationen in den Vordergrund, denen in ihrer jeweiligen historischen Situiertheit Rechnung zu tragen sein wird. Gerade aus komparatistischer Sicht wird in diesem Kontext zudem auch der ‚schwierige‘ und in unterschiedlicher Weise gebrauchte Begriff der ‚Postmoderne‘ bzw. eines ‚postmodernen Erzählens‘ relevant, den wir im Rahmen der Lehrveranstaltung in seinen unterschiedlichen Facetten und Verwendungsweisen diskutieren werden.

Textgrundlage:
Im Rahmen der Vorlesung wird auf die unten aufgeführten Primärtexte Bezug genommen (die mit einem Asteriskus gekennzeichneten Texten sollten komplett gelesen werden; bei den anderen Texten handelt es sich z.T. um Kurzgeschichten, die über Moodle bereitgestellt werden, z.T. um Romane, bei denen die Lektüre von Auszügen für die Zwecke der Lehrveranstaltung ausreichend ist, die dann auch ihrerseits über Moodle bereitgestellt werden)

* Alain Robbe-Grillet, La Jalousie (1957, dt. Die Jalousie oder die Eifersucht [reclam])
Peter Weiss, Der Schatten des Körpers des Kutschers (1960)   Peter Handke, Publikumsbeschimpfung (UA 1966)
* Luigi Malerba, Salto mortale (1968, dt. Salto mortale)
John Barth, "Title" (1967, Kurzgeschichte, wieder abgedruckt in: Barth, Lost in the Funhouse. Fiction for Print, Tape, Live Voice, 1969 [11968])
* John Fowles, The French Lieutenant’s Woman (1969)
*Calvino, Se una notte d’inverno un viaggiatore (1979, dt. Wenn ein Reisender in einer Winternacht)
Umberto Eco, Il nome della rosa (1980) und Postille (= Nachwort) zu Il nome della rosa (1983)
Marilynne Robinson, Housekeeping (1980, dt.: Haus ohne Halt / Das Auge des Sees)
* Antonio Tabucchi, Notturno indiano (1984, dt. Indisches Nachtstück)
Jean-Philippe Toussaint, La salle de bain (1985, dt. Das Badezimmer)
* Paul Auster, City of Glass (1985, erster Teil der sog. "New York Trilogy")
Patrick Süskind, Das Parfum (1985)
Marie Redonnet, Forever Valley (1987)
Patrick Deville, Longue vue (1988, dt. Das Perspektiv)

Die genaue Textgrundlage und etwaige weitere Primärtexte werden zu Beginn des Semesters mit den Studierenden abgesprochen. Die mit einem Asteriskus ausgezeichneten Texte werden im Rahmen der Vorlesung in jedem Fall genauer behandelt.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 26. Okt. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
2 Do, 2. Nov. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
3 Do, 9. Nov. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
4 Do, 16. Nov. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
5 Do, 23. Nov. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
6 Do, 30. Nov. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
7 Do, 7. Dez. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
8 Do, 14. Dez. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
9 Do, 21. Dez. 2023 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
10 Do, 11. Jan. 2024 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
11 Do, 18. Jan. 2024 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
12 Do, 25. Jan. 2024 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
13 Do, 1. Feb. 2024 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
14 Do, 8. Feb. 2024 12:15 13:45 01 461 P108 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
  • 14
Lehrende/r
Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky