Lehrende/r: Marco Lehmann
Veranstaltungsart: Übung
Anzeige im Stundenplan: UADL I
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Anmeldegruppe: UADL I-II (Bachelor & Master)
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Kontingentschema: Kontingentierung UADL-II (Bachelor & Master)
Inhalt: Heinrichs von dem Türlin "Diu Crône" ist ein Artusroman, der die ,klassischen' Ausprägungen dieser Gattung etwa bei Chrétien de Troyes, Hartmann von Aue oder Wolfram von Eschenbach literaturgeschichtlich bereits in seinem Rücken hat und auf sie reagiert. Heinrich greift zahlreiche Handlungselemente und Motive der älteren Romane auf und montiert sie in komplexen intertextuellen Arrangements neu. Strukturell weicht sein Text von Erzählmodellen, wie sie etwa aus dem "Erec" oder "Iwein" vertraut sind, deutlich ab: Auffällig ist beispielsweise, dass Gawein, Artus selbst oder auch Keie - Figuren, die zum unverzichtbaren Stammpersonal des Artusromans gehören, traditionell aber auf Nebenrollen festgeschrieben sind - bei Heinrich zu Protagonisten aufrücken. Ein Hauptanliegen scheint es Heinrich gewesen zu sein, einen Gegenentwurf zu der Geschichte vom Gral, wie Chrétien oder Wolfram sie erzählen, zu präsentieren, ja die Öffnung der arturischen Welt auf eine jenseitig-übersinnliche Sphäre geradezu parodistisch zu diskreditieren. Die "Crône" hat, obwohl sie schon vergleichsweise früh von niemand Geringerem als Arno Schmidt auf eine Stufe mit Wolframs "Parzival" gestellt wurde, in der germanistischen Forschung lange Zeit ein Schattendasein gefristet. In den letzten Jahrzehnten allerdings ist sie in dem Maße, in dem überkommenene literaturgeschichtliche Narrative wie dasjenige von einer ,Blütezeit' auf der einen und epigonalen Nachzüglern auf der anderen Seite an Geltungsmacht eingebüßt haben, zu einem der meistdiskutierten mittelalterlichen Romane überhaupt avanciert. In der Übung wollen wir diesen ebenso komplexen wie faszinierenden Text gemeinsam erkunden.
Empfohlene Literatur: Textgrundlage (bitte anschaffen): Heinrich von dem Türlin: Diu Crône. Kritsche mittelhochdeutsche Leseausgabe mit Erläuterungen. Hrsg. v. Gudrun Felder. Berlin/Boston 2012. Zur Einführung: Ulrich Wyss: Heinrich von dem Türlin: Diu Crône. In: Interpretationen. Mittelhochdeutsche Romane und Heldenepen. Hrsg. v. Horst Brunner. Stuttgart 2004. S. 271-292.