Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Andreas Lehnardt
Veranstaltungsart: Übung
Anzeige im Stundenplan: Jüd. Buchkunst
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 2,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: 3 | 25
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Inhalt: Die Veranstaltung wird in die Jüdische Buchkunst seit der ausgehenden Antike einführen. In einem einleitenden Teil der Veranstaltung soll es um die Anfertigung von Tora- und Esterrollen gehen, wie sie bis heute in Synagogen verwendet werden. Mittels Lektüre der dafür verfassten Bestimmungen in den Traktaten der Schreiber (Soferim A und B) sollen die Materialien und Beschreibutensilien betrachtet werden, die für das Anfertigen von heiligen Texten im Judentum erforderlich sind. Ein Blick in die umfangreiche Literatur der mittelalterlichen Schreibkunst soll einen zusätzlichen Blick auf die Besonderheiten des Umgangs mit Buchstaben und Schriftzeichen im Judentum eröffnen. In einem weiteren Teil des Seminars werden wir uns mit dem Codex (und seinen Vorgängern wie Rotulli) befassen. Seit wann wurden regelrechte Bücher im Judentum verwendet? Wie wurden sie gebunden und angefertigt? Welche Bedeutung hatte die Einführung des Codex für die handschriftliche Kultur des Judentums? Und wann kam der Gebrauch von handgeschriebenen Codices wieder außer Gebrauch? Schließlich wollen wir auch einen Blick in die reich illuminierten Manuskripte aus dem Mittelalter werfen. Aus unserer Region ist hier etwa der berühmte Mahzor aus Worms zu nennen, in dem sich u.a. eines der ältesten jiddischen Schriftzeugnisse aus erhalten hat. Die Art der Bebilderung von jüdischen Handschriften wie in diesem Mahzor wirft viele Fragen auf - nicht zuletzt die Frage nach der Gültigkeit des Bilderverbots. Ähnlichen Themen werden wir auch anhand von Pessach-Haggadot und kleineren illuminierten Manuskripten nachgehen. Insbesondere die bebilderten Handschriften vermitteln wichtige Einblicke in rituelle Praktiken und Alltagsleben von Jüdinnen und Juden im Mittelalter.
Empfohlene Literatur: Rebecca Abrams / César Merchán-Hamann, Jewish Treasures from Oxford Libraries, Oxford 2020. Annett Martini, "Arbeit des Himmels". Jüdische Konzeptionen rituellen Schreibens in der Europäischen Kultur des Mittelalters, SJ 115, Berlin / Boston 2022. Colette Sirat, Hebrew Manuscripts of the Middle Ages, Cambridge 2002. Moritz Steinschneider, Vorlesungen über die Kunde hebräischer Handschriften deren Sammlungen und Verzeichnisse, Jerusalem 1937. Stern, David / Markschies, Christoph / Shalev-Eyni, Sarit, The Monk's Haggadah. A Fifteenth-Century Illuminated Codex from the Monastery of Tegernsee, with a Prologue by Friar Erhard von Pappenheim, University Park PA 2015. Maleachi Beit-Arié, Hebrew Codicology. Historical and Comparative Typology of Hebrew Medieval Codices based on the Documentation of the Extant Dated Manuscripts Using a Quantitative Approach, online-Ausgabe 2012. Schubert, Kurt, Jüdische Buchkunst, Bd. 1-2, Graz 1983-1992.
