Lehrende/r: Marco Lehmann
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: REPA
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Anmeldegruppe: REPA
Prioritätsschema: Priorisierung REPA Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinieÜber die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende mit höheren Semestern bevorzugt berücksichtigt.
Kontingentschema: Kontingentierung REPA
Inhalt: Die traurige Liebesgeschichte von Tristan und Isolde zählt unter die großen und resonanzreichen Stoffe der Weltliteratur. Sie ist über die Jahrhunderte hinweg in verschiedenen Medien immer wieder ausgestaltet worden. Unter mittelalterlichen Vorzeichen gibt die außereheliche Affäre Tristans mit der Gattin seines Onkels, des Königs Marke, Anlass, die problematische Position der Minne innerhalb der höfischen Kultur und die potentiell zerstörerischen Dynamiken, die von ihr ausgehen, zu vermessen. In enger Verbindung hiermit fordert der Erzählstoff aber offenkundig auch regelmäßig zu weitreichenden Fragen nach der Verlässlichkeit der Zeichen, nach den Beziehungen zwischen Wahrheit und Lüge, Beglaubigung und Täuschung, Identität und Maskenspiel heraus. In der deutschen Literatur des Hochmittelalters ist die Geschichte von Tristan und Isolde zweimal erzählt worden, zunächst, noch im zwölften Jahrhundert, von Eilhart von Oberg, sodann, um 1210, mit einem Höchstmaß an Kunstfertigkeit von Gottfried von Straßburg. Die beiden Romane repräsentieren unterschiedliche Stadien der Stoffentwicklung; zudem spricht einiges dafür, dass Gottfried die Version Eilharts gekannt und sich gezielt von ihr abgesetzt hat. Im Seminar wollen wir vergleichend ausloten, wie die beiden Autoren mit dem ihnen gemeinsamen Erzählstoff umgehen, welche Schwerpunkte sie setzen, welche narrativen Verfahren und Modi der Sinnkonstitution sie in Anspruch nehmen. Damit tritt exemplarisch ein Grundzug mittelalterlicher Erzählkultur in den Blick: Dass nämlich die Dichter ihr Profil in der spezifischen Ausgestaltung von Geschichten schärfen, die auch noch in anderen Versionen umgehen.
Empfohlene Literatur: Teilnehmer/innen schaffen sich bitte eine mittelhochdeutsche Ausgabe von Gottfrieds Roman an, z. B.: Gottfried von Straßburg: Tristan und Isolde. Kritische Edition. Hrsg. v. Tomas Tomasek. Textband. Basel/Berlin 2023. Zur Einführung: Christoph Huber: Gottfried von Straßburg: Tristan. 3. Aufl. Berlin 2012 (=Klassiker-Lektüren 3).