Lehrende/r: Dr. phil. Timo Kehren
Veranstaltungsart: Vorlesung
Anzeige im Stundenplan: VL KW
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 2,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt: Die Geschichte des Westens lässt sich als eine Abfolge territorialer Expansionen lesen, in deren Zuge immer wieder fremde Völker unterworfen worden sind. Zweimal zogen die Europäer in die Welt hinaus, um ihrer Herr zu werden. Als Christoph Kolumbus 1492 die Bahamas mit einer spanischen Seeflotte erreichte, begann die Eroberung Amerikas. Missionarischer Eifer und die Legende von El Dorado trieben Scharen von Siedlern in die Neue Welt. Die Kongokonferenz, zu der Reichskanzler Otto von Bismarck 1884 nach Berlin geladen hatte, leitete den »Wettlauf um Afrika« zwischen den europäischen Nationalstaaten ein. War die Besitznahme dieses Erdteils einerseits von zivilisatorischem Sendungsbewusstsein bestimmt, ist sie andererseits auch auf ökonomische Gründe wie den Bedarf an Rohstoffen angesichts der voranschreitenden Industrialisierung zurückzuführen. Die postkoloniale Theorie hat das Ziel, Prozesse von Kolonisierung und Dekolonisierung systematisch zu beleuchten. Auch Fragen der Rekolonisierung, etwa im Rahmen der US-amerikanischen Hinterhofpolitik, spielen hierbei eine Rolle. Wie wird ein spezifisches Wissen über den Anderen generiert? (E. Said) Besteht für diesen Anderen eine Möglichkeit, sich aus seiner Position der Unterlegenheit heraus Gehör zu verschaffen? (G. Spivak) Auf welche Weise kann das Verhältnis von Kolonisatoren und Kolonisierten innerhalb der Kolonialgesellschaft beschrieben werden? (H. Bhabha) Im Rahmen dieser Vorlesung sollen zentrale Beiträge zur postkolonialen Theorie vorgestellt und kritisch besprochen werden. Es soll aber auch auf neuere Arbeiten – insbesondere von M. Hardt und A. Negri – eingegangen werden, die sich anschicken, die postkoloniale Theorie durch eine Globalisierungsforschung abzulösen, der zufolge die einstigen Kolonialmächte ihre Autorität zugunsten des Kapitals eingebüßt hätten.
Empfohlene Literatur: María do Mar Castro Valera & Nikita Dhawan, Postkoloniale Theorie: Eine kritische Einführung, Bielefeld: transcript 2015.